Maifeld Derby - So schön war es 2017

Die Festivalsaison ist in vollem Gange, wir nehmen uns trotzdem die Zeit auf eines der entspanntesten Festivals des vergangenen Monats zurückzublicken: Das Maifeld Derby.

Auch in diesem Jahr beeindruckte das Festival am Mannheimer Reitstadion wieder mit ausgewähltem Liebhaber-Line-Up. Acts wie die Shoegaze-Größen Slowdive, die Wiener Enfants Terribles Bilderbuch, die australischen Psychedelic-Rocker King Gizzard And The Lizard Wizard und die Black-Metal-Teufel Zeal And Ardor standen auf dem Programm.

Einer der ersten Geheimtipps auf der an der Tribüne des Dressur-Platzes gelegenen Freiluftbühne "Pacours d'Amour" war der Auftritt der britischen Singer/Songwriterin Gemma Ray. Bei strahlendem Sonnenschein und den ersten, sich auf das Wochenende einstimmenden Festivalbesuchern bezauberte Ray mit ihrer Mischung aus Pop-Noire und Blues. Highlight des Festival-Freitags war dann der Auftritt der Wiener Band Bilderbuch, die am Mittag noch gut gelaunt im zum Backstage-Bereich umfunktionierten Pferdestall anzutreffen waren, mit Aufflammen des Scheinwerferlichts dann allerdings die Wiener Attitüde in den Mittelpunkt rückten. Mit dekadent-provokativen Ansagen und hochgezogener Augenbraue hatte Sänger Maurice Ernst sein Publikum im Griff. Dieses feierte die Band und ihre eigenwillige Mischung aus Indierock, Elektro- und HipHop-Elementen überschwänglich, wobei sowohl die Songs vom neuen Album als auch der Überhit "Maschin" mit seinem außergewöhnlichen Gitarrensolo bejubelt wurden.

Gestärkt durch das hervorragende kulinarische Angebot bot der Samstag auf der großen Zeltbühne einen musikalischen Kontrast zu den entspannteren Ambient- und Indiebands: Das Schweizer Ein-Mann-Projekt Zeal And Ardor zog mit einer seiner ersten Live-Performances nach Erscheinen des gefeierten Debüts "Devil Is Fine" die Festivalgäste in seinen Bann. Peitschendes Metal-Schlagzeug und die mit mehreren Metal-Background-Sängern unkonventionell zusammengestellte Live-Band überzeugten auf ganzer Linie. Highlights auf der Open-Air-Bühne waren an diesem Abend die trotz sehr guter Live-Show nur mäßig besuchten Emo-Veteranen American Football sowie Hip-Hopperin Kate Tempest, die vor unbändiger Wut nur so strotzend mit kraftvollem Rap überzeugte.

Das musikalische Grand-Final des diesjährigen Maifeld-Derbys am Sonntag wurde begleitet von der traditionellen Steckenpferd-Dressur, bei der die Teilnehmer neben Ruhm und Ehre auch Tickets für die Festivalausgabe des kommenden Jahres gewinnen konnten. Mit der Kombination aus Technik und praller Hitze zu kämpfen hatten ausgerechnet die Australier King Gizzard And Lizard Wizard, was ihrem Psychedelic-Ritt jedoch keinen Abbruch tat. Kühlung für die tanzenden Menschen vor der Bühne brachten die von Sänger Stu Mackenzie geworfenen Wasserflaschen und der von den Veranstaltern bereit gestellte Wasserschlauch.

Bevor Slowdive mit ihren hypnotisch flächigen Sounds und zugehöriger Lichtshow das Publikum fesselten, hatte Dresden Doll-Sängerin Amanda Palmer auf der Zeltbühne gastiert, wobei die Besucher in den Genuss eines eher ungewöhnlichen Sets kamen. Aufgrund technischer Probleme bestritt sie die erste Hälfte ihrer Show nur mit Klavier und Violine. Ihre anschließende bestens gelaunt vorgetragene Einladung zur Autogrammstunde kann dabei als Sinnbild für das 7. Maifeld Derby gesehen werden, bei dem sich sowohl Künstler und Besucher sichtlich wohlgefühlt haben.

Juliane Kehr

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