Punk Rock Holiday - Interview mit Veranstalter Andrej Sevšek

Im August kam im slowenischen Tolmin die ganze europäische Punkrock-Community zusammen, um eine große Party zu feiern - beim jährlichen Punk Rock Holiday. Inzwischen verkauft das Festival bereits binnen weniger Stunden aus - doch das war nicht immer so. Wir haben den bevorstehenden Vorverkaufsstart zum Anlass genommen, um uns mit Veranstalter Andrej Sevšek zu unterhalten.

Festivalplaner: Andrej, erzähl uns doch mal, wie das Punk Rock Holiday eigentlich entstanden ist.

Andrej Sevšek: "Das ging aus einer kleinen, lokalen Szene in Ljubljana hervor, und zwar erst in Form des Festivals Sklabfest in Trbovlje 2009 und 2010. Aber dann konnten wir die Location nicht mehr nutzen und mussten mit dem Festival umziehen – da kam uns Tolmin direkt als erstes in den Sinn, denn dort gab es schon einige tolle, internationale Festivals. Wir mussten uns dann noch einen Namen ausdenken, der das beschreibt, was das Festival sein sollte: Punk Rock Holiday. Die Inspiration dafür war NOFXs Auftritt am 15. August – Mariä Himmelfahrt, ein christlicher Feiertag – und wir dachten, auch Punk Rock hat seinen eigenen Feiertag verdient."

Und wie ist es bei der ersten Ausgabe gelaufen?

"Das erste Punk Rock Holiday war erstmal gänzlich abhängig von den Ticketverkäufen, weil wir einfach nur vier Leute ohne Kohle und ohne Finanzierungsplan waren. Und obwohl noch niemand in Slowenien ein Festival dieser Art organisiert hatte, und sowohl NOFX als auch Bad Religion seit dem Ende der 90er Jahre nicht mehr in diesem Land gespielt hatten, konnten wir nicht mehr als 1500 Tickets verkaufen. Das war ein absoluter Albtraum. Das Festival wurde offiziell schon am ersten Nachmittag abgesagt, weil ein Inspekteur herausgefunden hatte, dass 90% der Sicherheitsleute keine Arbeitserlaubnis hatten. Und das ist nur eines von vielen Dingen, die schiefgelaufen waren. Es ist im Nachhinein nicht zu fassen, dass wir es trotzdem irgendwie geschafft haben. Ich mache daraus irgendwann ein Skript für einen Horrorfilm."

Aber ihr habt daraus viel gelernt. Wie habt ihr das in den kommenden Jahren hinbekommen?

"Das Festival hat ja trotzdem gute Kritiken bekommen und wir haben dann ein Angebot von den Veranstaltern der Metaldays bekommen, uns zukünftig mit der Organisation zu helfen und auch einen Teil des finanziellen Risikos zu tragen. Dann haben wir erstmal die Kosten extrem gesenkt, und statt vieler großer Namen auch gute kleinere Bands eingeladen – vor allem Künstler, die wir persönlich kannten und die hinter dem Festival stehen. Am Ende dachten wir einfach, wir gestalten es wie eine größere Clubshow, ohne Wellenbrecher und mit kleinerem Publikum. Und das hat funktioniert! Es sollte trotzdem noch Jahre dauern, bis wir damit keinen Verlust mehr machen, aber es hat uns internationale Bekanntheit verschafft – vor allem in Deutschland. Inzwischen kommen fast die Hälfte unserer Besucher aus Deutschland, und das verdanken wir unseren guten Kontakten und Tipps aus der Szene."

Du hast es schon gesagt, es spielen auch heute noch viele kleinere Bands bei euch, die sich oft als richtige Geheimtipps entpuppen und dann groß werden. Wie lernt ihr solche Bands kennen?

"Das sind alles Leute, die sonst auch einfach nur Festivalbesucher sind! Wir sind halt eine große europäische Punk-Community. Wenn du unser Festival supportest, dann supporten wir auch dich – und so suchen wir uns auch die Bands für unsere Beach Stage aus. 2012 haben wir zum ersten Mal alle Künstler dazu eingeladen, ihre Instrumente mitzubringen und auf dieser einfachen Bühne nach Lust und Laune kleine Shows zu spielen. Inzwischen ist die Bühne größer und die Auftritte stellen manchmal sogar die der ganz Großen in den Schatten. Wir machen das jetzt jedes Jahr so: Bands lassen uns beim Festival ihre Demos da, wir suchen uns daraus ungefähr 25 aus, die wir gut finden. Die Leute bekommen dann vergünstigte Tickets, die sie weiterverkaufen können, um damit ihre Reise und ihren Aufenthalt zu finanzieren, und dann bringen wir sie beim Punk Rock Holiday unter. Ich glaube, fairer lässt es sich für kleinere Künstler kaum gestalten."

Was genießt du persönlich als Organisator am meisten am Festival?

"Die Tatsache, dass ich überhaupt dazu komme, es selbst zu erleben. Ich sitze nicht im Büro, sondern auch ich schaue mir die Shows an, gönne mir ein paar Drinks und wenn es genug Drinks werden, dann gehe ich auch mal Stagediven. Wenn wir als Organisatoren selbst keinen Spaß am Festival hätten, würden wir es nicht organisieren. Das ist das Beste daran, ein Punk-Festival zu veranstalten. Du machst einfach deine eigene, große Party. Und die wird im nächsten Jahr wieder genauso großartig wie in diesem."

Wenn ihr beim Punk Rock Holiday 1.8 im nächsten Jahr dabei sein wollt, dann müsst ihr euch den 8. September ganz auffällig in eurem Kalender markieren. An diesem Tag startet der Vorverkauf - und wenn es so gut läuft, wie im vergangenen Jahr, dann wird das Festival bereits nach wenigen Stunden ausverkauft sein. Weitere Informationen erhaltet ihr auf der Webseite des Festivals.

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