Rock am Ring & Rock im Park - Fans kritisieren Marek Lieberberg in offenem Brief

"Sind wir (noch) der Ring?": Mit dieser Frage haben Rock am Ring-Fans ihren offenen Brief überschrieben, in dem sie Marek Lieberberg und die Organisatoren des Festivals kritisieren. Unter anderem sorgen Entscheidungen rund um Camping und mangelnde Transparenz in der Kommunikation für Unmut bei den Besuchern.

"Man fühlt sich nicht mehr ernst genommen, weil kaum eine der Veränderungen offenkundige Vorteile für den Zuschauer zu Tage fördert. Ganz im Gegenteil, der Großteil bleibt für den Besucher gänzlich unverständlich und verändert das Festival aus Besuchersicht immer weiter zum Nachteil" - in ihrem offenen Brief an Rock am Ring-Gründer Marek Lieberberg und die Organisatoren des Festivals finden die Fans deutliche Worte. Solange diese die Besucher nicht einbeziehen und ihnen seine Pläne schlüssig erklären würden, "darf man sich auch nicht wundern, wenn die Leute die Entwicklungen lediglich auf Profitgier des Veranstalters schieben – denn dieser Eindruck wird mit solch einer Kommunikationspolitik durchaus generiert."

In dem Schreiben - nach Angabe der Verfasser das Ergebnis von Diskussionen in verschiedenen Fan-Foren mit den Themen, die "am häufigsten genannt und am intensivsten thematisiert" worden seien - zeichnen die Autoren ein düsteres Bild von Rock am Ring: Das Festival wirke "angeschlagen: Wo im Netz einst glückselige Kommentare der Vorfreude in Scharen zu finden waren, wird der Unmut der Fans immer lauter. Dass irgendwas bei Rock am Ring 'nicht stimmt', ist mittlerweile längst auch in der Bevölkerung, die sich mit Festivals und Musik nicht in einem überdurchschnittlichen Maße beschäftigt, angekommen."

Vor allem zwei große Kritikpunkte formulieren die Fans in dem offenen Brief: Restriktive Camping-Regeln und mangelnde Kommunikation zwischen Veranstalter und Besuchern. Beim Camping monierten sie vor allem das mit dem Umzug des Festivals nach Mendig im Jahr 2015 eingeführte Verbot von Stromaggregaten, das nach der Rückkehr zum Nürburgring im Jahr 2017 ohne konkrete Begründung weitergeführt worden sei. Zudem seien gegenseitige Besuche bei Besuchern mit unterschiedlichen Tickets nicht mehr möglich, es entstehe ein Klassensystem. Zudem seien die für Rock am Ring prägenden Großgruppen durch Beschränkungen bei der Pavillon- und Stromnutzung gezielt an den Rand ge- oder sogar vom Festival verdrängt worden.

Außerdem würden die Organisatoren langfristige Pläne und kurzfristige Änderungen, etwa bei der Nutzung bestimmter Campingflächen, wenig bis gar nicht erklären oder nur unzureichend nach Außen tragen. Beim Umzug nach Mendig seien Themen intensiv auch in den sozialen Medien kommuniziert worden, damit sei nach der Rückkehr zum Nürburgring "sofort wieder Schluss" gewesen. Insgesamt würden die Fans nicht genug einbezogen und informiert.

"Es ist die Summe der Entwicklungen, die man sich vielleicht eine gewisse Zeit lang schön reden konnte, aber irgendwann einfach nicht mehr mittragen kann und möchte. Wir wünschen uns für die Zukunft darum einen offenen Dialog, eine Kommunikation zwischen Veranstalter und Fans, wie sie zahlreiche andere Festivals bereits vorleben. Wir wollen als Besucher wieder gehört werden, wieder das Gefühl haben, dass es mit 'unserem' Festival in die richtige Richtung geht", lautet das Fazit der Verfasser des offenen Briefs, verbunden mit einer Frage: "2014 schallte es, bei der vermeintlich letzten Ausgabe am Nürburgring, symbolträchtig aus zehntausenden Kehlen: 'Wir sind der Ring'. Aber sind wir das wirklich? Sag es uns, Marek."

Wir haben bei der Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) eine Stellungnahme zum offenen Brief angefragt, bisher aber noch keine Antwort erhalten.

Im vergangenen Jahr hatte das Festival aus Sorge um mögliche terroristische Anschläge das Mitbringen von Rucksäcken und eigenen Getränken auf das Festivalgelände verboten und erst nach Kritik teilweise wieder erlaubt.

Festivals