Sommer in Altona - Das Hamburger Musik-Zirkuszelt

Sonne, Kultur, Hamburg: Beim Sommer in Altona treten vier Wochen lang nationale und internationale Acts aus nahezu allen Musikrichtungen in einem kleinen Zirkuszelt am Nobistor auf. Wir haben uns für euch auf dem Festival umgeschaut, ein paar Eindrücke gesammelt - besonders vom großartigen La-Dispute-Konzert - und kommen zu dem Schluss: Ihr müsst dem Festival unbedingt noch einen Besuch abstatten!

Text von Vivien Stellmach

Es liegt eine überschaubare Grünfläche zwischen Nobistor und Königsstraße, auf der sich ein buntes Zirkuszelt zum Hamburger Abendhimmel streckt. Aufgestellt vom heimischen Indie-Label Popup, finden darin von Ende Juli bis Ende August intime Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Als eine der ersten Bands sind in diesem Jahr Deaf Havana aus Norfolk zu Gast, die mit ihrem poppigen Alternative-Rock ein bisschen wie sanfte Biffy Clyro klingen und all jene bedienen, die auf weniger Krach und mehr Emotionen stehen. Oder Boysetsfire-Frontmann Nathan Gray, der Mitte August sowohl die minimalistisch aufschwingenden Akustik-Hymnen seiner aktuellen Soloplatte "Feral Hymns" als auch einige Songs seiner Hauptband in reduzierten Varianten präsentiert. Das Programm ist vielfältig, zum Beispiel gehören auch die Hamburger Die Sterne mit ihren gelegentlich sehr schroffen Songs, der US-amerikanische Singer/Songwriter Rocky Votolato oder die Berliner Popsängerin Amanda dazu. Eines aber haben sie beim Sommer in Altona alle gemeinsam: Sie spielen Konzerte in intimer Festivalatmosphäre, für das Publikum nahbar und ohne Schickschnack.

Sommer in Altona BiergartenDas Sommer in Altona Festival findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Erstmals haben die Veranstalter ihr Zirkuszelt 2017 im Park am Nobistor aufgeschlagen. Zwischen dichten Bäumen und Sträuchern ist hier ein überschaubarer Biergarten mit leckeren Essensangeboten zu fairen Preisen, ausreichend Sitzbänken und stimmungsvollen Lichterketten entstanden. Das kleine Festivalgelände versprüht Charme, auf ein Feierabendbier mit Freunden darf man sich auch ohne Eintrittskarte für das jeweilige Event am Abend treffen.

Am 20. August sind es La Dispute, die im ausverkauften Festivalzelt vor rund 600 Besuchern auftreten. Die Post-Hardcore-Band aus Michigan hat das Genre 2008 mit ihrem Debütalbum "Somewhere At The Bottom Of The River Between Vega And Altair" und dem beeindruckendem Nachfolger "Wildlife" 2011 auf links gedreht: So klug, durchdacht und erschlagend groß haben vor 20 Jahren At The Drive-In geklungen. Nur, dass La Dispute ihren eigenwilligen Sound bedrückend erzählerisch arrangieren, und Songs wie "King Park" einem auf faszinierende Art beinahe Angst machen.

Die Atmosphäre im Zelt ist von Anfang an unheimlich fesselnd und spannend. Wenn La Dispute ihre Kurzgeschichten erzählen, wirkt das Publikum wie hypnotisiert. Oft ist es lange ruhig, weil niemand einen Ton verpassen will. Nur, wenn Sänger Jordan Dreyer zwischen ausgeklügelten Sprechgesang-Passagen ausbricht, schreit die Menge ihm mit gereckten Fäusten zuverlässig seine eigenen Zeilen entgegen, bevor es wieder mucksmäuschenstill wird, weil keiner sich während eines ruhigen Szenenwechsels traut, dazwischenzureden.

Der Sommer in Altona findet weiterhin bis zum 29. August im Park am Nobistor statt. Unter anderem treten kommenden Sonntag noch die Indierocker Yo La Tengo auf. Karten und alle Informationen zu den bevorstehenden Veranstaltungen findet ihr auf der Webseite des Festivals.

Foto rechts von Alexander Schliephake

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