Interview - Lotsenkoordinatorin Tina Eisberg: "Im Lotsencamp ist man nie alleine"

Hinter dem kryptischen Namen 24/5 verbirgt sich eine revolutionär gute Idee: im Tausch gegen ein wenig Arbeitszeit können Festivalbesucher als Lotsen auf ihrem Lieblingsfestival in vielen verschiedenen Bereichen tätig werden und können im Gegenzug gratis auf ihr Wunsch-Open-Air – gute Stimmung und schöne Erinnerungen gibt es obendrauf. Wir haben mit Tina Eisberg, Verantwortliche des Lotsenprogramms 24/5, über Herausforderungen und Ziele des lobenswerten Projekts gesprochen.

Tina, erklär unseren Lesern doch bitte mal die Idee hinter dem Lotsenprogramm. Die Idee ist, den Festivalbesuchern die Chance zu geben, ihr Festival mitzugestalten und mehr zu erleben als der normale Besucher. Unsere Lotsen sind also unsere Connection zwischen Besucher und Veranstalter. So bekommen wir unmittelbar mit, was auf dem Festival passiert und an welchen Stellen wir etwas verbessern und optimieren können.

Was sind die größten Herausforderungen, denen du dich bei dieser Aufgabe stellen musst? Man darf vor allem keine Routine aufkommen lassen. Es sind ja immer wieder neue Lotsen dabei, die vorher noch nie auf einem Festival gearbeitet haben.

Wie entscheidet ihr euch für die Festivals, für die ihr Lotsen stellt? Wir schauen, auf welchen Festivals Lotsen zum Einsatz kommen können, da wir ja keine bezahlten Kräfte ersetzen. Wenn es also Aufgaben für die Lotsen gibt, dann möchten wir ihnen auch gern die Chance geben, bei ihrem Lieblingsfestival dabei zu sein und es mit zu gestalten.

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr euch für eure Lotsen? Wir bekommen inzwischen eine Vielzahl an Bewerbungen und müssen leider auch Bewerber ablehnen. Ich muss ehrlich sagen, das ist mit das Schwerste an dem Job, da sich die meisten Bewerber sehr viel Mühe dabei geben. Das einzige Grundkriterium für die Teilnahme im Programm: Man muss 18 Jahre alt sein.

Welche Vorteile genießt man als Festival-Lotse? Laut unseren Lotsen ist definitiv das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, der größte Vorteil. Im Lotsencamp ist man eben nie alleine, auch wenn man zum Beispiel alleine angereist ist. Vor Ort gibt es auch eine Lotsenbar mit kühlen Getränken zu günstigen Preisen, das ist sozusagen ein Treffpunkt für alle unsere Lotsen.

Tina Eisberg

"Wir möchten gemeinsam mit den Lotsen ein Rund-um-Erlebnis für sie selbst und die Besucher unserer Festivals schaffen."

Tina Eisberg

Was sind erfahrungsgemäß die Bereiche, in denen die meisten helfenden Hände gebraucht werden? Definitiv bei unserm Recyclingprojekt, das wir ohne die Lotsen so nicht umsetzen könnten. Ich bin wirklich teilweise überrascht, mit welcher Motivation die Lotsen an dieses Thema herangehen und den grünen Gedanken auf dem Festival an die Besucher weitergeben. Anfang Mai hatten wir einen Workshop zu diesem Thema und haben tolle Ideen entwickelt, wie man Müll auf dem Festival vermeiden und so die Umwelt schonen kann.

Kann man sich als Lotse seinen Arbeitsbereich aussuchen? Klar, man kann sich selbst seinen Schichtplan zusammenstellen und ihn so auf den Timetable des Festivals abstimmen, dass man seine Lieblingsband garantiert nicht verpasst.

Wie wird das Programm angenommen? Wir haben viel mehr Bewerbungen als Plätze für die Lotsen auf den Festivals. Es spricht sich anscheinend rum, wie viel Spaß es macht. Außerdem machen wir nach jedem Festival eine Umfrage mit den Lotsen. Wir fragen auch, ob sie noch mal teilnehmen würden, und 90 Prozent antworten mit ja. Es wird also gut angenommen.

Wie sehen die Zukunftspläne für das Programm aus? Wir versuchen, uns jedes Jahr zu verbessern und mehr auf die Bedürfnisse der Besucher einzugehen. Daraus entstehen oft neue Aufgaben für die Lotsen, und natürlich arbeiten wir kontinuierlich weiter an unserm Recyclingprojekt. Wir möchten gemeinsam mit den Lotsen ein Rundum-Erlebnis für sie selbst und die Besucher auf unseren Festivals schaffen.

Mehr Infos zum Lotsen-Projekt gibt es auf dessen Homepage.