Parookaville 2016 es war einmal in einem fernen EDM Land

Ein alter Military Flugplatz am schönen Niederrhein, der so gar keine Verwendung mehr fand, außer den Start vereinzelter Billigfluglinien. „Verschwendeter Platz“, dachte sich wohl ein deutscher Veranstalter und gründete für alle Anhänger der elektronischen Musik kurzerhand das deutsche Pendant zum Tomorrowland: Willkommen in Parookaville, dem fiktiven Dorf am Niederrhein, das schon bald zur deutschen „Hauptstadt“…

Bei unserer Ankunft bekommen wir einen Reisepass ausgehändigt und dieser wird, wie am Flughafen, direkt gestempelt – wir sind nun offizielle Parookavillerinnen!

Als solche möchten wir natürlich sofort unser Dorf erkunden und sind reizüberflutet. Das Festivalgelände sieht aus wie ein hipper Instagramaccount:
Langhaarige, schöne Mädchen mit Blumen im Haar tanzen mit ihren muskolösen Freunden unter geschmückten Bäumen, plantschen im Pool oder stehen mit Selfiestange vor der Mainstage. Keine Frage, das Dorfkonzept ist ebenso stimmig wie liebevoll umgesetzt. Es macht Spaß den alten Militärflughaufen zu erkunden und die acht verschieden Floors und Bühnen in den einzelnen Open Air Locations und im Hangar zu entdecken.
Die Foodmeile und Verkaufsstände sind formschön in Häuserfassaden eingefasst. Institutionen wie ein Postamt, ein Gefängnis für Freunde der Tattookunst und eine kleine Weddingchapel für frisch Verliebte reihen sind in dem Westernstädtchen aneinander. Selbstverständlich fehlt auch der klassische Rummel mit Autoscooter und Riesenrad an dieser Stelle nicht.

An der Mainstage wird derweil schon fast inflationär mit Konfetti und Pyrotechnik geschossen, wobei das noch nicht einmal zwingend nötig ist – die Bühne beeindruckt ohnehin, schließlich waren die Bühnenbildner des Tomorrowlands am Werk!

Das Publikum wackelt mit den Beats von Tiesto, so richtig getanzt wird jedoch nur in den ersten Reihen.
Wir gehen zu Felix Kroecher, springen zu den elektronischen Bässen und lassen uns von der Lichtershow beeindrucken. Um das Feuerwerk des ersten Abends nicht zu verpassen eilen wir zurück zur Mainstage, drängeln uns soweit es geht zur Bühne vor und erleben den Auftritt von DVBBS im Euphorierausch. Auch hier gibt es allerhand Pyrotechnik und wir stehen irgendwann Knöcheltief in Glitzerschnipseln.

Es scheint, als würden nur die wenigsten Bürger hier schlafen, also schleppen wir uns, mit schmerzenden Füßen, zur Cloud Factory, einem Hangar der stilvoll mit Wolken dekoriert wurde. Das Duo von Gestört aber Geil spielt einmal die Charts rauf und runter und versetzt die Dorfbewohner in eine Art Ballermann Stimmung. Kurz bevor die Sonne aufgeht fallen wir in unser Discounterzelt.

Die senile Bettflucht, vielleicht aber auch die wummernden Beats, die von der Penny – Stage am Campingplatz herschwappen, bereiten der ohnehin kurzen Nacht ein schnelles Ende. Wir nutzen die Zeit und mischen uns unter unsere Mitbürger auf dem Campingplatz.
Ein Großteil war schon bei der Parookaville Premiere 2015 dabei und viele berichten von sekündlich aktualisierten Browsern, bis sie endlich eines der begehrten Tickets ergattern konnten. Ein Heiratsantrag vor dem Dixieklo, ein spontaner Purzelbaum – Wettbewerb und viele nette, neue Bekanntschaften zeigen uns, dass die Stimmung bei allen gut ist und das Motto „Wahnsinn, Liebe und pure Glückseligkeit“ hier von Kopf bis Fuß gelebt wird.

Den musikalischen Anfang machen an diesem Tag Modestep, Diana’s persönliches Highlight, und so springt sie mit weiteren hundert Fans wie ein Flummi zu den alten Hits der Engländer bis alle klatschnass sind. Tatsächlich bleiben wir bis zum Abend in der Cloud Factory, die sich überraschend Traplastig zeigt. Yellow Claw raubt mir dann nochmal alle Kräfte, als ich mit der bis zum bersten gefüllten Halle im Takt springe.

Da sich für uns niemand zum heiraten findet, genießen wir eben allein das phänomenale Feuerwerk neben der Wedding Church und bekommen Gänsehaut bei so vielen Raketen, die im Takt der Musik in den Himmel geschossen werden. Der abschließende Auftritt von FeddeLeGrand steht dem Ganzen in nichts nach. Nichtsdestotrotz können wir nur noch mit dem Kopf zu den Beats nicken, weil wir so erschöpft sind.

Am Ende des Tages sind wir uns einig: Das Parookaville ist ein echtes Muss für jeden EDM Fan und auch wir werden zum Vorverkaufsstart für 2017 vor unseren Laptops verharren, um den Browser sekündlich aktualisieren.