“Ihr könnt euch ausziehen – wir haben geheizt!” – diese Worte vom Kassierer-Sänger Wolfgang “Wölfi” Wendland fassen das Reload Festival 2016 gut zusammen. Während viele Open Airs zuletzt mit massivem Regen und Gewittern und daraus resultierenden Abbrüchen zu kämpfen hatten, übertreibt es Petrus an diesem Wochenende etwas und spendiert prallen Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30 Grad. Das sorgt zwar für beste Sommerstimmung, ist aber den Moshpits nicht gerade zuträglich. Für ein wenig Abkühlung sorgt die gutgelaunte Security, die am Bühnengraben kostenlos Wasser verteilt, und die Tänzer mit Feuerwehrschläuchen abduscht.
Am Freitagabend tut Limp Bizkit-Frontmann Fred Durst es ihnen gleich, und spritzt direkt noch Schlagzeuger John Otto mit ab, die Technik auf der Bühne bleibt aber glücklicherweise verschont. Die Tagesheadliner zeigen sich ohnehin hervorragend gelaunt, schenken Bier aus, und lassen damit fast vergessen, dass die Setlist mit Nu-Metal-Hits à la “Rollin’” und Covern zwischen Nirvana und Rammstein nicht sonderlich spannend ausfällt. Dennoch krönt diese Party das Tagesprogramm auf der großen Bühne, das mit Auftritten von unter anderem Fjørt, Agnostic Front, Arch Enemy und Hatebreed kaum Verschnaufpausen lässt. Den tatsächlichen Abschluss liefern Itchy Poopzkid, die im bestens gefüllten Zelt auf dem Vorplatz nochmal alles aus den Besuchern rauskitzeln.
Am Samstag stehen Shows von bewährten Festivalacts wie Das Pack und Monsters of Liedermaching auf dem Programm, letztere überzeugen als einzige “ruhige” Band des Festivals mit Humor und Charme. Apropos alte Hasen: Die eingangs erwähnten Kassierer haben leichtes Spiel beim Publikum, während die Thrash-Institution Sodom etwas verhaltener aufgenommen wird. Vielleicht haben die Fans auch einfach ihre Kraft für Airbourne aufgespart. Bei deren Auftritt brechen alle Dämme, zu ansteckend ist die Energie der australischen Hardrocker. Besonders Sänger und Gitarrist Joel O’Keeffe lässt sich nichts vormachen, tobt über die Bühne und klettert unter frenetischem Applaus an den Sidewings der Bühne empor.
Der eigentliche Headliner Five Finger Death Punch verblasst dagegen ein wenig, findet aber immer noch genug Anklang, um das Festival gebührend zu beenden. Knapp 10.000 Besucher geben den Machern recht: das Reload ist auf dem besten Weg, sich als kleines, aber feines Liebhaberfestival zu etablieren.