Taubertal Festival - Unser Nachbericht
Das Taubertal Festival in Rothenburg ob der Tauber bringt Musikfreund:innen vor märchenhafter Kulisse zusammen. In diesem Jahr wird auf der Eiswiese am Fuße der Stadt zu den Beatsteaks, Rise Against und Deichkind gefeiert.
„Ich bin aus dem Bus gestiegen und stand in einem Märchenwald.“ So fasst der damalige Billy-Talent-Schlagzeuger Jordan Hastings im Sommer 2016 seinen ersten Eindruck des Taubertals in einem Interview auf dem YouTube-Kanal des Festivals zusammen. Die schöne Lage verzückt auch acht Jahre später noch Fans und Bands. So hält etwa Rise-Against-Frontmann Tim McIlrath am Samstag kurz inne, um die Sicht von der Hauptbühne auf die historische „Skyline“ zu bewundern, die sich über den Baumwipfeln des Tals von ihrer besten Seite zeigt. Der Sänger sagt, es gäbe keinen besseren Ort, um den Geburtstag des Albums „Siren Song Of The Counter Culture“ zu feiern, das vor 20 Jahren erschienen ist.
Einen Tag früher eröffnen bereits Tyna und die fränkischen Punkrocker:innen Akne Kid Joe das Wochenende mit einem echten Heimspiel. Das lässt sich auch die Familie von Sängerin und Gitarristin Sarah Lohr nicht entgehen und nimmt die Anreise in Spaziernähe aus dem heimischen Rothenburg auf sich. Im Tal treffen Band und Eltern auf eine motivierte, Moshpit-wütige Meute, die für die frühe Uhrzeit schon recht zahlreich erschienen ist. Im Anschluss spielt die finnische Nachwuchs-Band Duvaan vor deutlich kleinerem Publikum. Der HIM-Vergleich drängt sich auf: Auch ohne sichtbare Heartagrams liegt die Vermutung nahe, dass Duvaan nachts von Ville Valo träumen. Wer möchte es ihnen verübeln? Bevor es zum Träumen auf die Isomatte geht, treten auf der Hauptbühne die Beatsteaks auf. Mit Spielfreude, guter Laune und viel sympathischer Energie haben sie das Publikum im Handumdrehen im Griff. Die Rolle des Sandmanns übernimmt im Anschluss Alligatoah mit einer gerade theaterhaften Inszenierung, bei der die Bühne einem Großraumbüro nachempfunden ist.
Am letzten Festival-Tag setzen den Besucher:innen die große Hitze und die Anstrengung der letzten Tage zu. So haben die Brit:innen Hot Wax zwar eine Menge Riot-Grrrl-Power im Gepäck, leider verirren sich zu so früher Stunde – Beginn ist 15:10 Uhr – nur wenige Leute ins Tal. Noch weniger warten später auf den britischen Indierapper Master Peace. Der scheint im ersten Moment sichtlich irritiert vom geringen Aufkommen, lässt sich davon aber nicht beirren: Auch wenn es ein bisschen dauert, springt der Funke schließlich über, und zum Schluss singt das inzwischen deutlich größere Publikum lautstark mit. Trotz der Erschöpfungserscheinungen im Tal haben sich ein paar Waghalsige morgens schon sportlich verausgabt. Am finalen Tag der Olympischen Spiele wird mit einem Bobbycar-Rennen die vergangene Tradition wiederbelebt, die stark abschüssige und rund eineinhalb Kilometer lange Strecke vom Campingplatz „Berg“ zum Festivalgelände mit den bunten Spielzeugautos zurückzulegen. Den krönenden Abschluss setzen am Abend Deichkind mit einer beinahe zweistündigen Show.
Im nächsten Jahr geht es natürlich weiter: 2025 findet das Taubertal Festival vom 7. bis 10. August statt. Tickets sind bereits im Festivalshop verfügbar.
Text: Benedikt Ferstl
Fotos: Florian Trykowski