Fabio Wibmer - Kalkuliertes Risiko

Fabio Wibmer - Kalkuliertes Risiko

Fabio Wibmer ist einer der größten Stars der Mountainbike- und Bike-Trial-Szene. Angefangen mit Motocross, das er über ein Jahrzehnt lang betreibt, steigt der Osttiroler 2010 aufs Fahrrad um. Seit 2014 ist er festes Mitglied der von Danny MacAskill ins Leben gerufenen "Drop & Roll Street Trial Show", ein Jahr später gewinnt er den ersten von drei Titeln beim österreichischen Whip-Off-Contest und wird daraufhin Downhill-Staatsmeister. Wir haben mit dem 26-jährigen Supersportler über seine Leidenschaft gesprochen.

Wenn man berühmte Schlagzeuger nach ihren Anfängen befragt, erhält man meist Antworten, in denen Kochtöpfe, Waschmittel-Trommeln und ähnliches eine Rolle spielen. Wo hatte deine sportliche Leidenschaft ihren Ursprung?
Wibmer: Als ich 2009 das Video "Inspired Bicycles" von Danny MacAskill gesehen habe, war ich so fasziniert, dass ich danach täglich versucht habe, einzelne Moves aus dem Film nachzumachen. Ich wollte auch können, was er vorgemacht hatte, und habe jeden Tag trainiert. Von da an hat sich also meine Passion zum Fahrrad richtig entwickelt.

»Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, will ich es auch durchziehen.«

Gefahren bist du schon vorher.
Genau, vor dem Fahrrad war ich auch schon viel auf zwei Rädern unterwegs, allerdings motorisiert auf dem Motocross.

Wie war das, als du zum Bike gewechselt bist, war es so, wie du es dir vorgestellt hast?
Der Wechsel vollzog sich ziemlich natürlich. Ich habe mir wenig Gedanken darüber gemacht, wie es sich anfühlen würde. Von meinem Background habe ich anfangs sicher viel profitiert und tue das auch heute noch.

Warst du fit genug für den Wechsel damals – oder waren grundlegende Änderungen nötig, was Muskelaufbau, körperliche Koordination und ähnliches anging?
Auch das ging recht schnell, dadurch dass ich den ganzen Tag auf dem Bike saß, hat sich mein Körper schnell daran gewöhnt und ich habe die nötigen Muskeln aufgebaut – oder auch nicht. (lacht) Die Koordination auf zwei Rädern war durch das Crossen aber schon recht gut.

Zehn Jahre später bist du ein weltbekannter Trial-Biker, du giltst als Alleskönner – gab es am Anfang eine Art Karriereplan?
Nein. Meine ersten Videos habe ich einfach für mich gemacht und niemals geahnt, welche Ausmaße das annehmen könnte. Jetzt bin ich superglücklich darüber, wie das alles lief. Ein YouTube-Kanal ist unverzichtbarer Karriere-Bestandteil.

Fiel es dir von Beginn an leicht, deinen Fans derlei Einblicke zu ermöglichen?
Um ehrlich zu sein, habe ich mir, als ich damit anfing, nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht. Klar, ich habe dann speziell im Format "Sick Series" viele Einblicke in mein privates Leben gegeben, aber die Kamera war stets ein natürlicher Bestandteil und hat mich gepusht, alles zu geben. Es gab und gibt aber auch Dinge, die ich nicht auf Youtube zeige, und heute mache ich mir darüber auch viele Gedanken. Ich denke aber, dass mein Team und ich da einen guten Mittelweg gefunden haben. Ein Film wie etwa "Home Office" aus dem vergangenen Jahr hat zig Millionen Abrufe.


Die Grenzen zwischen Sport und Entertainment sind bei so einem Format verwischt – ist das der nächste Karriereschritt, womöglich hin zum TV-Entertainment?
Mittlerweile hat der Clip mehr als 30 Millionen Abrufe, "Wibmer's Law", ein Projekt von mir von 2019, hat sogar über 170 Millionen Views. Diese Zahlen wirken auch auf mich sehr surreal. Das TV-Geschäft spielt in unseren Planungen sicher auch eine Rolle für die Zukunft. Von YouTube verabschieden werde ich mich aber nicht, meine Video-Projekte werden also weiterhin auf meinem Channel bleiben.

In dem Clip ist ein Sprung vom Dach auf eine im Baum liegende Matratze zu sehen – wie kommt man auf so etwas?
Die Idee mit dem Baum hatte ich schon länger – eigentlich, seit ich in das Haus eingezogen bin. Aber gerade durch die Pandemie und die Einschränkungen wurden wir superkreativ. Wenn die Möglichkeiten begrenzt sind, wird man oft noch einfallsreicher und denkt weiter, um das beste rauszuholen. Das war bei "Home Office" definitiv der Fall.


Gibt es irgendwann auch mal den Punkt, an dem Management oder Versicherung den Finger heben und sagen: "Nicht mit uns, Fabio"?
Zu meinem Manager habe ich ein sehr enges Verhältnis, sowohl privat als auch geschäftlich. Sein Rat ist mir natürlich wichtig. Allgemein bin ich sehr dankbar dafür, dass ich mit meinem Team, also Fotograf, Filmer, Manager und einigen mehr, das komplett aus sehr guten Freunden besteht, toll zusammenarbeite. Deren Input bei den Projekten ist enorm. Sie bremsen mich aber nicht aus, sondern helfen mir dabei, die Risiken zu minimieren. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe und es für möglich halte, will ich es auch durchziehen. Das wissen die Jungs und sie geben mir Tipps, wie wir es am besten angehen könnten und was am Ende am besten aussieht.

»Als ich 2009 das Video ›Inspired Bicycles‹ von Danny MacAskill gesehen habe, war ich so fasziniert, dass ich danach täglich versucht habe, einzelne Moves aus dem Film nachzumachen.«

Mit derlei Ideen und der Vielfalt deiner Tricks und Stunts dürfte Langeweile auch in Corona-Zeiten ein Fremdwort sein. Trotzdem: Wie schwer war die Krise bisher für dich?
Natürlich hat das ganze Thema auch auf mich großen Einfluss. Wir reisen beispielsweise viel weniger als noch in den Jahren zuvor. Wir haben aber dennoch einige coole Projekte in der Pipeline, an denen wir in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Wir haben also immer noch genauso viel zu tun, sind nur in unseren Möglichkeiten etwas eingeschränkt, was aber wiederum unsere Kreativität anheizt wie bei "Home Office".

Wie groß ist das Ausmaß von Veranstaltungsabsagen in deinem Sport?
Ich bin ganz happy, dass mein Home-Event, das "Crankworx Innsbruck", 2020 stattfinden konnte. Es sind aber auch viele Veranstaltungen ausgefallen, zu denen ich letztes Jahr unbedingt gehen wollte. Das ist sehr schade, weil ich bei solchen Anlässen immer viele Fans treffe.

Gibt es eine Art Altersobergrenze in deinem Bereich?
Nein, das denke ich nicht. Auch im Alter kann man noch Spaß auf dem Bike haben, dafür gibt es einige sehr gute Beispiele.

Was sind die nächsten Ziele? Du hast auch wieder mit dem Motocross angefangen, oder?
Aktuell erhole ich mich noch von einer Verletzung, die ich mir eben beim Motocross-Fahren Ende letzten Jahres zugezogen habe. Ich bin aber endlich wieder auf dem Bike und plane schon die nächsten Projekte. Wir haben coole Ideen, dafür muss ich aber erst wieder bei 100 Prozent sein.

Fotocredit: Hannes Berger


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